by Colin Wojach
Chief Editor
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*Für die Ungeduldigen. Achtung: So viel hat mein eigenes Auslandsjahr 2016/’17 ungefähr gekostet. Die Zahl ist weder allgemeingültig noch eine Gewährleistung. Die Daten aufgeschlüsselt und angepasst auf 2022 erfährst du im Artikel.
Was kostet ein Auslandsjahr? Eine spannende Frage für Eltern und Austauschschüler gleichermaßen. In diesem Artikel gehe ich auf die anfallenden Kosten während eines Auslandsjahres genauer ein. Die Kosten, die durch die Organisation mithilfe eines Austauschanbieters anfällt werden nicht im Einzelnen verglichen, sondern lediglich anhand zu Grunde liegender Richtwerte erläutert. Alle hier genannten Zahlen unterliegen keiner Gewährleistung und sind als Richtwertangaben zu verstehen. Auch die Inflationsangaben sind lediglich Hochrechnungen zur besseren Veranschaulichung.
Während meines Auslandsjahres in den USA im Schuljahr 2016/’17 habe ich versucht, alle mir anfallenden Rechnungen und Bons zu sammeln und deren Gesamtwert in eine Excel-Tabelle einzutragen. Habe ich einen Kassenbeleg erhalten landete er zunächst in einem Schuhkarton. Etwa einmal im Monat trug ich dann die angesammelten Belege ein und warf sie anschließend weg. Im Alltag gelang mir die Durchsetzung sehr konsequent, was dazu führt, dass schätzungsweise 99% aller Alltagsausgaben in der Tabelle auftauchen. Allerdings fehlten aufgrund nicht vorhandener Bons Ausgaben, die ich im Internet getätigt habe. Dabei handelt es sich allerdings um einen nicht allzu großen und weniger relevanten Teil. Einige Internetkäufe, wie das Aufladen des Handyguthabens oder das Spotify-Abo ab April konnte ich aber im Nachhinein rekonstruieren. Die fehlenden Daten aus Internetkäufen stammen hingegen in erster Linie aus Geschenken für zuhause oder Geburtstage und Weihnachten. Zur Transparenz sind diese Monate gekennzeichnet und eine Gesamtkostenschätzung für den Monat beigefügt. Ohne Schätzungen und Hochrechnungen kommen die erhobenen Daten etwa auf 95-98% der wirklichen Ausgaben.
Die einzelnen Daten aus den Rechnungen und Belegen sind in der Tabelle wie folgt eingeordnet:
Dabei sind oftmals mehrere Einkäufe der gleichen Kategorie zur selben Zeit zusammengefasst. Das heißt, dass bspw. bei einem Lebensmitteleinkauf nicht jede Position einzeln gelistet ist, sondern der Beleg als Ganzes.
Die Tabelle ist fortlaufend. Die Monate sind durch eine orange gestrichelte Linie zwischen den Zeilen erkennbar getrennt. Die Tabelle mit den genauen Daten findet ihr als Excel oder Google Sheets Download auf www.colintravels.de/downloads
In diesem Artikel sind die visuellen Statistiken zu den in der Excel-Datei erhobenen Daten zusammengefasst und erläutert. Die Inflationsrechnung beruht auf Daten von www.usinflationcalculator.com. Dabei gehen wir in allen Rechnungen von einer kumulierten Inflation von 23,4% seit 2016 in den Vereinigten Staaten aus.
Es gibt lediglich zwei, ab April drei, wiederkehrende, monatliche Abrechnungen oder so genannte Abonnements. Die Guthabenaufladung meines Prepaidvertrags vom Handy, Friseurbesuche und ab April ein Spotify Premium Abo. Die Kategorien sind unterteilt in Essen, Handy, Kleidung, Lebensmittel, Schule, Souvenir, Hygiene, Pflege, Freizeit, Sport, und Fahrschule. Die Zugehörigkeiten sind vermutlich selbsterklärend. Pflege ist ausschließlich ein Friseurbesuch. Hygiene beinhaltet Körperpflegeprodukte.
Durchschnittlich habe ich somit $ 282,39 im Monat ausgegeben (rot gepunktete Linie). Inflationsbereinigt läge dieser Wert in 2022 bereits bei $ 348,47. Es gibt einige logische Trends. Zum Beispiel sind die Ausgaben am Anfang hoch und sinken bis zum Dezember ab. Das liegt eindeutig an den diversen Erstanschaffungen und eventuelle Schulgebühren im August und September. Im Dezember gibt es nochmal einen Peak durch Weihnachtsgeschenke und andere Feiertagskäufe. Der Januar ist ebenfalls noch einmal höher wegen der Zweitsemester Class-Fees und wegen einem Päckchen mit Geschenken nach Hause. Der März ist bei mir lediglich wegen der am Stück gezahlten Fahrschule so teuer. Zieht man diese $ 325 von den Ausgaben ab, liegt der März sogar unter dem Durchschnitt. Der Mai wird nochmals etwas teurer, weil der Sommer startet und unter Umständen neue Sommerkleidung gekauft wird und weil in dem Monat in der Regel Prom stattfindet, der schon deutlich ins Budget schlägt. Die günstigsten Monate sollten November, Februar, März und April sein.
Dann lässt sich anhand der Daten ja noch betrachten, wie hoch der Anteil der jeweiligen Kategorien zu besagten Monaten war.
Womit habe ich bezahlt? Mit Bargeld oder Karte? Es lohnt sich auf alle Fälle dem Kind eine Kreditkarte mitzugeben, denn mit der deutschen Girocard kann man vor Ort nicht bezahlen, sondern maximal Geld abheben. Falls euch der Gedanke gruselt, dass euer Kind unbegrenzt Geld ausgeben kann, immer mit der Ruhe. Eine sehr gute Möglichkeit der Budgetüberwachung für Eltern sind Prepaidkreditkarten oder Partnerkarten mit einem niedrigen Kreditrahmen. Dabei sollte vor allem auf die 100%ige Tilgung geachtet werden, sodass keine Ratenzinsen anfallen, sondern der Betrag am Monatsende vollständig vom Zielkonto abgebucht wird. Ein weiteres Augenmerk ist auf mögliche Fremdwährungsgebühren zu richten. Es gibt mittlerweile viele Anbieter, bei denen keine Gebühren für den Einsatz im Ausland und/oder in einer Fremdwährung anfallen. Vergewissert euch auch, dass für das Zielland keine Geo-Sperre aktiv ist und setzt diese gegebenenfalls aus. Am Ende macht es jedoch eine gute Mischung aus Bargeld und Kreditkarte. Grundsätzlich gilt, in den USA kann man fast überall mit Kreditkarte zahlen und Bargeld wird nur für Kleinigkeiten benötigt. Meine Empfehlung ist bei dem Taschengeld etwa auf 80% Kreditkarte und 20% Cash zu rechen. Am einfachsten ist dann natürlich eine monatliche Überweisung auf die Prepaidkreditkarte, mit der das Kind dann auch Bargeld abheben könnte.
Was hatte ich für monatliche Grundausgaben. Sprich, wie viel stand bei Monatsbeginn schon fest, würden mich wiederkehrende Zahlungen kosten? Für das Handy fielen monatlich $ 52 an, für den Friseur in der Regel $ 17,50; damit kommen wir auf $ 69,50. Im April und Mai kommen nochmal $ 9,90 für das Spotify Abo oben drauf, wir landen bei $ 79,40. Inflationsbereinigt lägen diese Werte 2022 bereits bei $ 85,76; beziehungsweise bei $ 97,98.
Aber was kostet ein Auslandsjahr jetzt eigentlich? Und was kann ich als Elternteil oder als Jugendlicher, der ins Ausland möchte mitnehmen?
Wer die Zeit nicht abwarten konnte, der hat bereits die Monatsausgaben zusammengerechnet. Letztendlich habe ich während meiner 10 Monate an einer amerikanischen High School $ 3106,28 dokumentiert ausgegeben. Gehen wir dabei von den geschätzten 96,5% der gesamten Ausgaben aus, kommen wir auf etwa $ 3220. Angepasst an die Inflation wären das 2022 etwa $ 3975. Hinzu kommen die Organisationskosten. Diese lagen bei mir damals bei etwa 10.200 €. Das beinhaltete allerdings auch eine Regionswahl für 600 € Aufpreis. Entgegen meiner Annahme sind diese Kosten, meinen Recherchen zufolge, relativ stabil geblieben. Mein Veranstalter gab die Preise damals mit ungefähr 9.500 € für ein Schuljahr an. Mittlerweile liegen diese wohl um die 10.000 € was deutlich unter den anderen Inflationsanpassungen liegt.
Unterm Strich kostete das Auslandsjahr für mich somit etwa 13.200 Euro, oder runtergerechnet auf zehneinhalb Monate, 1.258 Euro pro Monat. Auf ein ganzes Jahr gerechnet etwa 1.100 Euro im Monat. Laut Statistischen Bundesamt gaben Paare 2018 im Schnitt 953 Euro im Monat für ihre Kinder zwischen 12 und 18 Jahren aus.[2] Damit liegen die Ausgaben auf ein Auslandsjahr gerechnet, monatlich, rund 300 Euro höher.
In erster Linie sollte niemand anhand dieser Datensammlung entscheiden, ob er oder sie ein Auslandsjahr machen möchte oder es sich leisten kann sein Kind ins Ausland zu schicken. Grundsätzlich sind diese Aufzählungen und Auswertungen sehr individuell und haben lediglich einen Charakter als Richtwert.
Solltet ihr denken, dass ein Auslandsjahr eures Kindes euch in finanzielle Schieflage bringen könnte, oder ihr generell befürchtet es euch nicht leisten zu können, heißt das noch lange nicht das Aus für den Traum. Es gibt eine Menge Möglichkeiten der Förderung durch den Bund oder auch Privat. Zudem sind die hohen Organisationskosten in der Regel nicht als Einmalzahlung sondern gestaffelt zu mehreren verschiedenen Fristen fällig.
Colin Wojach
Chief Editor
am 30.09.2022
Lesezeit: ca. 6 Min.
Die in diesem Artikel zur Verfügung gestellten Informationen entstammen eigens erhobenen Daten und anderweitiger online Recherche.
[1] – Consumer Price Index Data from 1913 to 2022 [ENG] (Abgerufen 29.09.2022); [2] – [Statistisches Bundesamt] Konsumausgaben und Lebenshaltungskosten (Abgerufen 29.09.2022)
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